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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 25.06.2013


CSS - Planta. In concert am 26. September 2013 im Berghain
Veronika Siegl

Oldschool-Disco-Sounds, Synthesizer, Drums, E-Gitarren. Auch mit dem vierten Album bleibt das Frauen-Quartett aus Brasilien seinem Stil treu und sorgt wieder für sphärische Klänge und tanzbare Musik




"Tired of being sexy"

Müde vom Sexy-sein ist nicht nur die US-amerikanische Sängerin Beyoncé, von der diese Worte stammen, sondern auch die Band CSS, die sich nach der brasilianischen Übersetzung "Cansei de ser sexy" benannten.
Ihre Geschichte begann vor etwa zehn Jahren, als Ira Trevisan (damals Bassistin in spe) einige ihrer Freund_innen zusammentrommelte, um gemeinsam Musik zu machen. Manche kannten sich flüchtig, andere gar nicht, ein Instrument konnte damals kaum eine_r von ihnen spielen. Die heutigen Mitglieder der Band – Lovefoxxx, Ana Rezende, Luiza und Carolina Parra – waren damals noch mitten im Studium und/oder in São Paulo in den Bereichen Mode, Film und Kunst aktiv.

Der Durchbruch kam dann fast zufällig, als Apple die Rechte für einen privaten iPod-Werbespot auf Youtube kaufte, der auf dem CSS-Song "Music Is My Hot, Hot Sex" aufbaute. 2006 war die Band bereits Teil der Welttournée von Ladytron, ein Jahr später im Vorprogramm von Gwen Stefanis Europa-Tour.

Für das neue Album verbrachten die Brasilianerinnen zwei Monate in L.A., wo sie sich im Haus von Producer David Sitek einquartierten und sich neben zahlreichen Ablenkungen durch Swimmingpools, Tattoos und Karaokebars auch etwas Zeit zum Liederschreiben und Komponieren fanden.

Von Disco über Rock bis Reggae

"Unser Ziel lautete, ein Album aufzunehmen, bei dem jeder Song etwas zu einer größeren, zusammenhängenden Geschichte beiträgt", erzählt Luiza gegenüber beats international. "Als Zuhörer kann man darin ein großes Spektrum menschlicher Emotionen und Situationen entdecken."

Tatsächlich sind es gefühlvolle Momentaufnahmen, die mit der Musik vermittelt werden. Beispielsweise im disco-lastigen "Into the Light", einem Lied über Aufbruch und Neuanfang: "Driving away into the sun/ I´m looking forward/ Fuck everyone/ Leaving alone/ Starting a new day". Oder in den zahlreichen Stücken, die sich um das Thema Beziehungen drehen, wie "Sweet" oder "Too hot", in denen Lovefoxxx mit ihrer verträumt-rebellischen Stimme Freundinnenschaften und leidenschaftliche Affären besingt.
Die "größere, zusammenhängende Geschichte" erschließt sich der Zuhörerin jedoch nicht unbedingt – weder liederübergreifend noch in den einzelnen Tracks. Zu fragmentarisch und trivial erscheinen die Texte. Eine Ausnahme bildet "Frankie goes to Hollywood", ein Song über die Abwesenheit eines engen Vertrauten – "Remember when you told me you would come back around/ We could spend the time pretending that we own this shitty town", heißt es in den Lyrics, die später in einen kurzen sanften Rap auf Brasilianisch übergehen.

Neben den 80er-Jahre Synth-Beats sind aber auch andere musikalische Einflüsse erkennbar. So wird "Hangover" von einem deutlichen Reggae-Beat getragen, während bei "Faith in Love" Klavier und Schlagzeug den Lead übernehmen und die E-Gitarre "Dynamite" (feat. Hannah Billie von "The Gossip") recht rockig ausfallen lässt.

Ideen sprießen lassen

"An album is like a plant: When you start you don´t know what you´ll end up with, exactly. Just like when you plant a seed", erzählt Lovefoxxx im Interview mit Rookie, einem US-amerikanischen Blog für junge Mädchen. Diese Metapher findet sich nicht nur im Titel wieder, sondern auch auf dem Coverbild der brasilianischen Fotografin Mariana Juliano.
Wie in die Höhe wachsende Pflanzen – oder laut Lovefoxxx: wie Ingwerwurzeln – wirken die vier in schwarze Tücher gewickelten Köpfe mit den langen Hälsen. Das Motiv ist an ein Audrey Hepburn-Portrait des Fotografen Richard Avedon aus dem Jahr 1967 angelehnt.
Ein Bruch zu dem ansonsten ästhetisch gestalteten Artwork des Covers ist das Wordmark der Band - die Buchstaben "CSS" in Runenschrift rufen eine unbehagliche Assoziation hervor.

Konzerthinweis: Am 26. September 2013 präsentiert die Band das neue Album im Berghain in Berlin.

AVIVA-Fazit: Obwohl es auf dem Album durchaus ein paar tolle Lieder zu entdecken gibt, zeichnen sich leider weder Melodien noch Texte durch viel Einfallsreichtum und Tiefgang aus. Vielleicht muss die musikalische "Planta" noch weiter heranreifen und irgendwann einen Ãœbergang vom Jugend- ins Erwachsenenalter vollziehen.

CSS
Planta

Label: SQE
Vertrieb: Cargo
VÖ: 14.06.2013
Cover und Foto: Mariana Juliano
www.beatsinternational.com

Mehr Infos:

csssuxxx.com
www.facebook.com/CSSSUXXX
www.twitter.com/csssuxxx
Interview mit Frontsängerin Lovefoxxx auf Rookie

Weiterhören auf AVIVA-Berlin:

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Beitrag vom 25.06.2013

AVIVA-Redaktion